Gerettet in das neue Jahr
Dank Aktion „Kinderherz-OP“: Achtjähriger aus Afghanistan kann trotz eines angeborenen Herzfehlers weiterleben
Bald geht es für den achtjährigen Mohib zurück in die Heimat: Zwei Wochen lang war er unter der Obhut seines Pflegevaters Ajmal Farman am Uniklinikum Erlangen, wo der schwer herzkranke Junge operiert wurde. „Es war ein sehr komplexer Eingriff, weil Mohib bereits unter diversen Folgeerkrankungen und Infekten litt“, berichtet Prof. Dr. Oliver Dewald, Direktor der Herzchirurgischen Klinik des Uniklinikums Erlangen, der mit seinem Team Mitte Dezember 2023 die erste OP vornahm. Nachdem der junge Patient den fünfstündigen Eingriff gut überstanden hatte, verschloss Prof. Dr. Sven Dittrich, Leiter der Kinderkardiologischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen, mit einem Herzkathetereingriff einige Tage später die beiden letzten Löcher in der Herzspitze des afghanischen Jungen, der künftig mit einer normalen Herzfunktion weiterleben kann. „Unbehandelt hätte der angeborene Herzfehler zum Tod geführt“, erklärt Prof. Dittrich, und Kinderherzchirurg Oliver Dewald ergänzt: „In Deutschland wäre Mohib spätestens im sechsten Lebensmonat behandelt worden. Wir freuen uns alle sehr, dass wir ihm jetzt noch erfolgreich helfen konnten.“ Die lebensrettende Behandlung wurde durch die Spendeneinnahmen des gemeinsamen Projekts „Kinderherz-OP“ der beiden Herzspezialisten am Uniklinikum Erlangen möglich. Die Aktion hat zum Ziel, schwer herzkranke, bedürftige Kinder und Jugendliche, die z. B. aus Krisenregionen ins Uniklinikum Erlangen verlegt werden, kostenneutral behandeln zu können.
„Es ist ein kleines Wunder, dass Mohib mit diesem Herzfehler so lange leben konnte. Normalerweise werden Kinder, bei denen diese Erkrankung unbehandelt bleibt, leider höchstens fünf Jahre alt“, betont Prof. Dittrich. Der heute achtjährige Mohib wurde mit der Fallot'schen Tetralogie geboren, einem der häufigsten angeborenen Herzfehler. Dabei ist das Blutflusssystem zum und vom Herzen nicht korrekt ausgebildet. „Zusätzlich stellten wir mehrere Löcher in der Herzkammerscheidewand fest sowie eine weitere Fehlbildung an den Herzkranzgefäßen“, erläutert Prof. Dewald die Herausforderungen des Eingriffs. „Uns ist es dennoch gelungen, die Durchblutung zur Lunge wieder zu normalisieren und ein großes Loch in der Herzkammerscheidewand zu schließen.“ Eine Woche später reparierte Kinderkardiologe Sven Dittrich mit seinem Team bei einem zweiten Eingriff im Herzkatheterlabor zwei weitere kleine Löcher in der Herzspitze, die bei der ersten großen OP nicht erreicht werden konnten.
Eingriff muss lebenslang halten
„Weil wir uns nicht auf eine medizinische Nachsorge in Mohibs Heimatland verlassen können, haben wir den Eingriff so nachhaltig konzipiert, dass die Behandlung damit erfolgreich abgeschlossen ist“, so Prof. Dewald. Unter seiner neuen Leitung wurden ab dem 1. Oktober 2023 die Herzchirurgische Klinik und die Kinderherzchirurgische Abteilung des Uniklinikum Erlangens vereint. Mit Prof. Dittrich und dessen Kinderkardiologischer Abteilung pflegt der Klinikdirektor eine enge Zusammenarbeit. „Wir sind ein eingespieltes Kinderherz-Team, weil viele Herzfehler – wie im Fall von Mohib – ein reibungsloses Hand-in-Hand-Spiel unserer beiden Bereiche verlangen“, sagt Sven Dittrich. „Gerade dieses Zusammenspiel zwischen den Interventionen der Kinderkardiologie und Operationen in der Herzchirurgie ist das Besondere an unserer gemeinsamen Arbeit. Sie ermöglicht uns eine erfolgreiche Kombination der verschiedenen Therapieverfahren für unsere jungen Patientinnen und Patienten“, ergänzt Prof. Dewald.
Aktion „Kinderherz-OP“ des Uniklinikums Erlangen
Die finanziellen Mittel für die aufwendige Behandlung am Uniklinikum Erlangen stammen vollständig aus Spendengeldern der Aktion „Kinderherz-OP“. Mit diesem hilfreichen Konzept wollen die beiden Spezialisten Prof. Dewald und Prof. Dittrich Kindern, die aufgrund der äußeren Umstände schlechte Überlebenschancen haben, lebensrettende Therapien zugänglich machen. „Leider ist es uns als Anstalt des öffentlichen Rechts nicht erlaubt, die Behandlung bedürftiger Kinder aus eigenen Mitteln zu finanzieren“, erläutert Prof. Dittrich. „Deshalb wird das gespendete Geld ohne Abzüge ausschließlich für die medizinischen Leistungen verwendet.“
Spenden für herzkranke Kinder aus dem Ausland
Für die bereits 2007 gestartete gemeinsame Aktion „Kinderherz-OP“ hat das Uniklinikum Erlangen ein eigenes Spendenkonto eingerichtet:
Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach
IBAN: DE11 7635 0000 0000 0007 70
BIC: BYLADEM1ERH
Verwendungszweck: Kinderherz-OP
Die Spendengelder werden ohne Abzug von Verwaltungskosten, Kontogebühren oder Sonderhonoraren ausschließlich für die medizinische Behandlung verwendet.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Sven Dittrich
09131 85-33750
kinderkardiologie(at)uk-erlangen.de